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Ich war in Innsbruck zum Skifahren vor 2 Jahren. So gegen 4 Uhr nachmittags wollte ich nochmal die letzte Fahrt machen und setzte mich in den Skilift. Auf der Mitte der Strecke stoppte er, der Betreiber hatte ihn abgeschaltet und mich dabei vergessen. War ich so unscheinbar?
Ich schaute runter, immer wieder, es wurde immer kälter, die Nacht brach herein mit einem sternenklaren Himmel und einem Vollmond, so platinfarben, dass der Betrachter schon die Krater einzeln darin sehen konnte. Ich bibberte und zitterte vor der Kälte, die anfing durch Mark und Bein zu gehen. Ich musste einen Entschluß fassen:
Ich sammelte meine Kräfte, warf meine Skistöcke ab, hangelte mich am Sitz runter, um an der unteren Stange durch Umgreifen der Hände in Richtung Tal zu schauen. Denn ich wusste, dass ich mit dem Gesicht nicht in Bergrichtung abspringen darf, da ich sonst beim Auftreffen bewußtlos werden kann. Talwärts kann ich mich hingegen abrollen.
Plötzlich und ganz bewußt ließ ich an der Stange los und fiel so 2 Sekunden lang und ca. 10 Meter nach unten. Ich fiel weich, der Schnee war so sanftwiegend wie ein Daunenkissen. Jett keine Zeit verschwenden und gleich runter zur Station. Es war ziemlich kälter geworden und ich musste mich mehr bewegen, mein Atem wurde dunstig.
Ich nahm meine Stöcke wieder zu mir und fuhr los, den Lichtern von Innsbruck entgegen und dieser kristallklare wunderschöne Sternenhimmel breitete seinen leuchtenden Glitzermantel wie ein treusorgender Schutzengel über mir.
Ich fuhr an einer Waldlichtung weiter runter, denn ich hatte nur den Wunsch so schnell wie möglich Innsbruck zu erreichen.
Ein Felsstein brach durch die Schneedecke heraus und ich konnte gerade noch davor stoppen und fiel in den Schnee. Dabei bemerkte ich, dass etwas Weicheres unter mir war, das ich mit der Taschenlampe mir näher ansah. Es kamen Kleidungsstücke zum Vorschein, ich grb weiter und dann sah ich die Silhouette eines menschlichen Körpers. Der Kopf war skelettiert, die Hände wie lederner Wachs. Langsam begriff ich, dass es sich um jemanden handeln könnte, der schon länger hier tot ist und durchsuchte seine verwitterten Manteltaschen. In der Innentasche fand ich einen dt. Reisepass, ausgestellt auf den Namen Hermann Mendken, der Form nach 1960er Jahre. Der Einreisestempel stammte vom 12. Januar 1965 in Kufstein. Ich nahm ihn mit.
Als ich in Innsbruck endlich ankam ging ich in mein Hotel, um richtig auszuschlafen und ein warmes Bad zu nehmen. Am nächsten Morgen machte ich auf den Weg zur Gendarmerie und erzählte haargenau diesen Vorfall, übergab ihnen den Reisepass und zeigte den Fundort.
Es stellte sich heraus, dass dieser Skifahrer seit dem 15. Januar 1965 als vermisst gilt und seinen Wohnsitz in Rosenheim hatte. Seine Familie wurde verständigt, er hatte noch 2 Kinder. Seine Ehefrau ließ ihn 5 Jahre später offiziell für tot erklären und heiratete einen anderen Mann.
Er wurde anschließend auf dem Westfriedhof in München beigesetzt.
Seine beiden Kinder konnten sich kaum noch an ihn erinnern.
War diese
Heirat korrekt?
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Heirat war nicht okay. Für tot erklären nach 5 Jahren ist etwas früh, bzw. rechtlich gar nicht möglich. Normalerweise müssen 10 Jahre vergehen, außer bei einer „Gefahrenverschollenheit“, da kann man auch nach einem Jahr schon für tot erklären.