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Bei uns wohnte jahrelang ein Nachbar. Er hieß Lothar. Er starb vor wenigen Wochen im Alter von 86. Etwa eine Woche vor seinem Tod habe ich mich mal mit ihm stundenlang unterhalten. Er erzählte mir, dass er im Nov.1941 von der dt. Wehrmacht nach Kolumbien desertiert ist. In Hamburg ging er nachts in ein Containerschiff rein, das ihn nach Cartagena, Karibikküste dieses Landes, in 2-3 Wochen brachte. Sein Onkel war bei der Waffen-SS und bei einer Feier verplapperte sich dieser, indem er ihm erzählte, dass die Juden und Zigeuner in ein gesondertes Lager zur weiteren Verwendung gebracht werden. Dabei deutete er an, dass diese das nicht überleben würden. Er bekam ein schlechtes Gewissen für welche Verbrecherarmee er diente und entschloss sich zur Fahnenflucht. In Cartagena gab er sich als Schweizer aus und lernte Maria Elena kennen, eine junge Marktfrau, die ihm schöne Augen machte und mit der er 2 Töchter, Josefina und Wiebke, bekam. Nach der Kapitulation kehrte er zurück nach Dt.
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Die Lebensgeschichte ist nicht besonders spektakulär. Aber um so mehr hat sie mich berührt, weil ich sie erst nach dem Tod meiner Oma erfahren habe. Sie hat sie, so weit es geht, geheim gehalten.
Mein erster richtiger Freund, den ich hatte, war Anfang 20 und geschieden. Und meine Oma machte ein Riesentheater und meinte, mit einem geschiedenen Mann „gibt man sich als anständiges Mädchen nicht ab“.
Als sie verstorben war, habe ich erfahren, dass sie in den 20er Jahren schon einmal verheiratet und selbst geschieden war. Sie hatte damals einen Geschäftsfreund ihres Vaters heiraten müssen, der obendrein ein ganzes Stück älter als sie selbst war. Aber eben „eine gute Partie“. Dieser Mann ist dann wohl bereits während der Flitterwochen fremd gegangen. Als das Kind, das die beiden zusamen hatten, nach nur 3 Tagen wieder verstarb, wurde die Ehe geschieden. Es gab dazu sogar eine Erlaubnis vom damaligen Papst, denn das Paar war katholisch.
Meine Oma war fortan nicht mehr die 1. Wahl auf dem Heiratsmarkt. Sie hat dann etwa 10 Jahre später noch einmal geheiratet. Einen „kleinen Buchhalter“, also weit unter ihrer Würde. Mit ihm hat sie dann noch meine Mutter bekommen. Seitdem hat sie alle Menschen, die geschieden waren, verabscheut.
Die Geschichte meiner Grossmutter im 2. Weltkrieg.
Mann im KZ, weil er waehrend einer Parade auf die Flagge gespuckt hat, mit einem kleinen Maedchen, meiner Mutter, ganz allein in Hamburg, in Wilhelmsburg ausgebombt, spaeter als Truemmerfrau gearbeit, als das Lager in Norwegen aufgeloest wurde, und mein Grossvater wieder nach Hause konnte, alles wieder aufgebaut, 1962 bei der grossen Sturmflut wieder alles verloren, meine Oma war fuer mich die Groesste.
Am Besten fand ich allerdings immer noch, wie sie an ihrem 90. Geburtstag den Hamburger Buergermeister mit dem Blumenstrauss in der Hand nicht in die Wohnung gelassen hat, weil sie meinte „damals hat die Regierung uns im Stich gelassen, heute will ich auch nichts von Euch wissen“
ach pedro…