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Der Luftkurort Tholey, Abteidorf und Sitz der Verwaltung der gleichnamigen Großgemeinde, ist geprägt durch seine einmalige Lage am Südhang des Schaumberges. Die Geschichte Tholey´s ist vielseitig und uralt.
Im Schutze des Berges, der mit seinen 569 m weithin sichtbar das Land überragt, haben schon in sehr früher Zeit Menschen den Platz gefunden, südliche Hanglage mit vielen Wasserquellen, der für eine Ansiedlung geeignet war.
Viele Epochen unserer Vor- und Frühgeschichte haben auf und um den Schaumberg eine Fülle von archäologischen Zeugnissen hinterlassen, die als Bodendenkmäler im Gelände und als Fundstücke in vielen Museen zu besichtigen sind.
Mehrere vorgeschichtliche Hügelgräber sind aus der Schaumbergregion bekannt. Der bedeutendste und größte Grabhügel ist das keltische Fürstengrab in Theley. Wertvolle Beigaben aus Gold und Bronze und die Bestattung auf einem bronze-beschlagenen Wagen werden als Zeichen seiner herrscherlichen und priesterlichen Würde gedeutet. Dieses Grab wird in die Frühlatènezeit (jüngere Hunsrück-Eifel-Kultur) etwa 450 – 400 v. Chr. datiert.
Die Wallgräben westlich und nördlich des Schaumberg-Plateaus könnten in ihrem Kern auf die keltische Zeitepoche zurückgehen, allerdings fehlt hier der archäologische Nachweis. Dagegen erinnert der so genannte „Keltenstein“ („Opferstein,“ „Klapperstorch-Stein“) am Südhang des Schaumberges an diese Zeit.
Auf dem Wege zur Eroberung Galliens, etwa 50 vor Christus, wurde unser Land von den Römern besetzt. Die keltischen Verkehrswege bauten sie zu Heeres- und Handelsstraßen aus. Ein kurzes Teilstück einer solchen römischen Fernstraße, mit einer Fahrbahnbreite von über fünf Meter, wurde im Februar 2002 im Ortsbereich von Tholey freigelegt. Im östlich von Tholey gelegenen „Wareswald“, im Kreuzungsbereich der überregional wichtigen Straßen Metz – Mainz und Straßburg – Trier, entstanden auf einer Fläche von etwa 15 Hektar eine größere römische Siedlung (Vicus) mit umfangreichen Gebäuden. Dort gefundene römische Götterstatuen, Votivtafeln, steinerne Inschriften und die noch vorhandenen Mauerreste belegen, dass die gallorömische Bevölkerung in mindestens zwei Tempeln ihren Göttern opferte.
Im Ortskern von Tholey, im Bereich der heutigen Abtei, stieß man auf eine ausgedehnte römische Badeanlage, deren Reste noch heute unter der Kirche vorhanden sind. Ebenfalls im Ortskern südöstlich des heutigen Rathausplatzes befindet sich eine größere römerzeitliche Ansiedlung, deren Nachweis im Rahmen einer Prospektionsmaßnahme der Denkmalpflege 2002 festgestellt wurde. Neben den so genannten „Einzelsiedlungen“, die die Römer in den von ihnen eroberten Gebieten errichteten, entstanden entlang der am Südhang des Schaumberges verlaufenden Straße weitere Gebäude. Bei einer Notgrabung im Neubaugebiet „Schweighauser Wiese“ wurde 1986 ein Kultbezirk mit zwei kleinen Tempeln und einer mächtigen Umfassungsmauer entdeckt. Zahlreiche Kleinfunde: Gefäße, Fibeln, Münzen und sogar Goldschmuck lassen vermuten, dass dort vom 1. – 4. Jahrhundert n. Chr. geopfert wurde. Unmittelbar südlich dieses Kultbezirks legte die TERREX GmbH in Kooperation mit der Denkmalpflege im Sommer 2002 mehrere Räume einer groß angelegten römischen Villa mit Säulen vom toskanischen Typ frei.
Zum Schutze des sehr bedeutenden Handelsknotenpunktes an der Straßenkreuzung im Wareswald und des entstandenen römischen Tholey, (möglicherweise „Teulegium“ nach einer Urkunde von 634 n. Chr.), könnte auf dem Schaumberg ein Kastell errichtetet worden sein („castrum Teulegio“). Bei der Anlegung des Herzweges im Jahre 1983 wurden weitere römische Gebäudereste gefunden.
Aufgrund der vielen Siedlungs- und Grabfunde (östlich des Vicus ‚Wareswald’ und zahlreiche römische Grabsteine, die in zweiter Verwendung im Mittelalter als Steinplatten um Gräber östlich und nördlich der Abteikirche) kann man von Tholey als einem regionalen römischen Zentrum mit zahlreicher Bevölkerung reden.
Nach dem Ende der römischen Ära, etwa in der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts, eroberten die Franken unser Land. Im Zuge der fränkischen Landnahme wurden nur wenige ehemalige römische Siedlungen wieder aufgebaut. Neues Leben entwickelte sich überwiegend in vielen neuen Weilern und Eigenhöfen. Mehrere Jahrhunderte gehörte unsere Region zu den fränkischen Reichen der Merowinger und Karolinger. Durch die Aufteilung des letzten Frankenreiches kam unser Gebiet ab 855 zu dem „Lotharingien“ genannten Mittelreich und gehörte ununterbrochen bis 1766 zum „Heiligen römischen Reich Deutscher Nation“.
Die Geschichte des christlichen Tholey beginnt mit dem Testament des Adalgisel, eines auch Grimo genannten fränkischen Edlen, der im Jahr 634 die, von ihm in den Resten der römischen Badeanlage errichteten Kirche („Stätte der Heiligen“) mit umfangreichen Liegenschaften (Domo et castrum Teulegio“) dem Bischof von Verdun vermachte. In diese „Stätte der Heiligen“, nach damaligem Zeitverständnis ein Mönchskonvent, schickte der Bischof von Trier auf Wunsch des Adalgisel Kleriker, „die dort dienen“.
Das Kloster Tholey, im Geiste des Mönchvaters Columban als iro-fränkisches monastisches Institut gegründet gilt als das früheste Kloster auf heutigem deutschen Boden.
In der Legende, „der Schwester der Geschichte“, über den heiligen Wendalinus wird dieser als der erste Vorsteher der in Eremitagen um die Kirche wohnenden christlichen Gemeinschaft genannt. Der Zeitpunkt, an dem aus dieser Institution ein „reines“ Benediktinerkloster entstand, ist unbekannt und wird von den Geschichtsforschern, je nach Deutung des vorhandenen Quellenmaterials, in die Zeit zwischen 720 und 850 verlegt.
Die Abtei Tholey erreichte einen ersten Höhepunkt um das Jahr 1000. Als Sitz eines Archiediakonates unterstanden ihr damals (bis zur Französischen Revolution) 154 Pfarreien des Erzbistums Trier.
Bedeutung und Ansehen des Klosters unterlagen der Wechselwirkung der Geschichte. Umfangreiche Klosteranlagen entstanden am Ende des 12. Jahrhunderts um die damals romanische Kirche. Anstelle dieser, durch Brand zerstörten Kirche wurde von 1262 – 1300 die heutige frühgotische Kirche erbaut. Aus dieser Zeit stammt auch die lebensgroße Figur des „Engels von Tholey“.
Zum Schutze der Abtei und ihrer Besitzungen wurde etwa um 1200 auf dem Schaumberg eine Burg errichtet. Den ersten Schutzherren („Vögten“) auf der mittelalterlichen Burg, denen gleichzeitig der Verwaltung des Oberamtes Schaumburg (Schauenburg) übertragen war, den Grafen vom Bliesgau, folgten viele Rittergeschlechter. Von 1277 – 1766 gehörte das Oberamt Schaumburg zum Herzogtum Lothringen.
Die Schaumburg wurde 1522 erstmals von Franz von Sickingen erobert und von den Schweden im Jahr 1631 während des 30jährigen Krieges endgültig zerstört. Nach der Zerstörung der ausgedehnten Burganlagen wurde der Verwaltungssitz des Oberamtes in den Ort Tholey verlegt. Die meisten Gebäude der, in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts erbauten Verwaltung (Haus der „gnädigste Herrschaft“, Gefängnis, Stadtschreiberei, Kellerey, Witwen- und Waisenschreiberei und die Zehntscheuer) stehen heute noch.
Nur langsam erholte sich das Land um den Schaumberg von den Kriegsfolgen. In der Zeit zwischen 1670 – 1750 erlebten Tholey und die Abtei eine Blütezeit. Die beschädigten Klosteranlagen wurde durch neue Bauten ersetzt und erweitert. Der 1732 abgebrannte gotische Kirchturm bekam eine neue barocke Turmhaube. Im Kircheninneren wurden barocke Altäre, Chorstühle und eine neue Orgel, deren herrliches Prospekt noch heute erhalten ist, eingebaut.
Durch den Tod des letzten Herzogs von Lothringen im Jahr 1766, den Tausch zwischen Frankreich und Pfalz-Zweibrücken 1787 und den Ausbruch der Französischen Revolution, änderte sich wiederholt die Zugehörigkeit des Oberamtes Schaumburg. Französische Revolutionstruppen plünderten das Kloster, vertrieben 1794 die Mönche und versteigerten den Besitz der Abtei. Das Oberamt wurde als Kanton Tholey französisches Staatsgebiet.
Als Ersatz für die 1276 erstmals erwähnte baufällig gewordene kleine Pfarrkirche (mit Pfarrhaus, Schule, Seuchenkeller und Kirchhof) vor dem Pfortenbau des Klosters, die dem heiligen Johannes geweihte Kirche musste 1804 abgerissen werden, erwarben im Jahre 1808 Tholeyer Bürger die alte Abteikirche mit dem ehemaligen Abts-Haus und schenkten sie der Kirchengemeinde (Tholey, Sotzweiler und Bergweiler).
Nach den Befreiungskriegen wurde Tholey preußischer Sitz einer Amtsverwaltung, eines Amtsgerichtes und Katasteramtes. Das 19. Jahrhundert brachte Ruhe und eine Besserung der Lebensbedingungen.
Nur wenige Meter hoch wurde der im Frühjahr 1914 auf dem Schaumberg begonnene Kaiser-Wilhelm-Turm, als der Erste Weltkrieg die Ausführung unterbrach. Unter dem Eindruck des verlorenen Krieges errichtete man in den Jahren 1928 – 1930 an der gleichen Stelle ein Ehrenmal mit Kapelle für die vielen Gefallenen und Toten des Weltkrieges.
Durch statische und bauliche Mängel entstanden in den Jahren nach dem letzten Krieg an dem Turm sehr schwere Schäden. Das baufällig gewordene Bauwerk musste weitgehend abgerissen werden. Heute steht auf dem Schaumberg ein neuer Turm, gewidmet der deutsch-französischen Aussöhnung und der friedlichen Begegnung der beiden Völker. Die offene Turmkapelle ist dem Gedächtnis der Opfer von Krieg und Gewalt geweiht. In dem Hoffnung verkündenden Kreuz streben zur Unkenntlichkeit geschundene Körper symbolhaft nach oben. Durch die Altargestaltung werden wir Lebenden ermahnt, den Frieden zu suchen.
Im päpstlichen Erlass vom 8.12.1949 wurde die Benediktinerabtei St. Mauritius in Tholey wiedererrichtet. Begünstigt durch eine großzügige private Schenkung, Hilfen des Staates und des Bistums begannen im April 1950 Mönche der A
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