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Bild: dapdErst denken, dann tippen – so lautet die goldene Regel für die reibungslose Mobilkommunikation. Das muss der Stuttgarter Grünen-Politiker Werner Wölfle kurzzeitig vergessen haben. Am 13. September tippte der Verwaltungsbürgermeister eine Wut-SMS in sein neues Handy, in der er sich über die Beförderung eines Parteikollegen echauffierte. Doch dann verrutschte er im Adressbuch – und die Nachricht landete im Fax-Eingang der Lokalredaktion der „Stuttgarter Nachrichten.“ Und so spuckte das Fax-Gerät Folgendes aus: „Selbst dieser franke wird im stami untergebracht. Ist mir das peinlich.“ In seiner wenig subtilen SMS äußerte sich Wölfle dazu, dass Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) den 37-jährigen Kreisvorsitzenden der Stuttgarter Grünen Philipp Franke am 15. September zum Referenten in der Abteilung Wirtschaftspolitik im Staatsministerium („stami“) befördert hatte. Des Weiteren hatte Wölfle in seiner SMS angekündigt, sich nun mit einem Freund betrinken zu wollen, aus Frust darüber, dass es bei den Grünen „keinen Unterschied zu den Schwarzen“ gebe. Damit warf er seiner eigenen Partei Vetternwirtschaft vor.Bild: thinkstockWölfles Kurznachricht sorgte für Diskussionen über den Umgang innerhalb der Partei – und darüber, ob der Verwaltungsbürgermeister mit seiner fehlgeleiteten SMS möglicherweise die Schweigeregel im Politikbetrieb – Paragraf eins des Gesetzes für innerparteiliche Konflikte – verletzt haben könnte. Wölfle versuchte unterdessen die Wogen zu glätten: „Diese Beurteilung steht mir gar nicht zu“, so Wölfle kleinlaut in den „Stuttgarter Nachrichten“. Die SMS zu versenden sei „total unverantwortlich“ von ihm gewesen. „Wenn das so die Runde macht, kann ich abtreten.“ Trotz aller Scham vertritt Wölfle jedoch weiterhin die Meinung, dass Franke nicht gut genug für den neuen Job sei. „Ich habe hohen Respekt vor diesen Aufgaben“, sagte er der Zeitung. Deshalb müssten „ausgefuchste, langjährige Juristen“ zu Gange sein, und „nicht der junge Rechtsanwalt Franke.“ Lesen Sie auch: Berlin-Wahl- Piraten-Partei entert, FDP kentertDas Opfer der Lästerattacke fasste sich in seinem Statement kurz: Jeder, der Kritik außerhalb der Partei äußere, schade der Partei, so Franke gegenüber den „Stuttgarter Nachrichten“. „Darauf wird es eine Reaktion geben.“ Besonders überrascht über den Angriff schien er nicht: Es sei bekannt, dass er und Wölfle sich „nicht so gut verstanden haben“. Für die FDP, von der bereits zuvor die „Günstlingswirtschaft“ der Grünen kritisiert worden war, ist Wölfles Wut-SMS ein gefundenes Fressen. „Die jetzt ans Tageslicht gekommene Beförderung eines offenbar nicht genügend qualifizierten grünen Parteigängers an eine Referentenstelle übertrifft die schlimmsten Befürchtungen“, schrieb FDP-Fraktionschef Hans-Ulrich Rülke in einer Pressemitteilung.Über einen Rücktritt denkt Wölfle nach eigener Aussage nicht nach – doch wird er künftig sicher umsichtiger mit Parteiinterna umgehen. „Aus Schaden wird man klug“, so der Politiker in den „Stuttgarter Nachrichten“.
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