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Dieser Begriff stammt nicht von mir, sondern von Martin Walser, dessen neues Buch gestern im Radio vorgestellt wurde. Er gefällt mir aber, trifft er doch nach meiner Ansicht auch auf sehr viele politische Mehrheitsmeinungen zu, die man hier täglich zu lesen bekommt. Ist es nicht auch eine Form des Opportunismus, beispielsweise in jedem Krieg, der irgendwo auf der Welt passiert, automatisch und ohne sich mit anderen Möglichkeiten aufzuhalten, ein amerikanisches Verschulden zu sehen? Opportunismus, der sich rebellisch tarnt? Aber eben doch der Mehrheitsmeinung entspricht? Wie sieht es mit Afghanistan aus? Muss man dagegen sein, weil die Regierung dafür ist? Opportunismus des gemeinsamen Meckerns? Oder hinterfragt man gelegentlich auch die eigene Meinung dazu? Zweifelt? Erachtet es unter Umständen für möglich, dass das doch nicht so falsch ist, selbst wenn man nicht genau weiß, warum?
Würden wir den Vertrag von Lissabon kennen wollen, bevor wir ihn ablehnen?
Ich will keine Begründungen, warum die Amis grundsätzlich böse sind und warum immer alles falsch ist, was „die Politiker“ anstellen, mich interessiert eher, woher ihr eure Meinungen bezieht…
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Wenn man öffentlichen Trends Moralischer Entrüstung nachgehen will um sich besser zu fühlen.. bitte schön.
Ich weiß aber nicht welchem trojanischem Pferd der Politik im gegenseitigen Wettrennen ich folgen sollte.
Zeitungen und Fernsehen meide ich inzwischen bewußt, Unterhalte mich lieber ungeschönt und unfrisiert mit Professoren, dagewesenen Soldaten und Zivilisten, oder Nachrichten- wie Werbespezialisten direkt, oder lese einfach jede menge Fachbücher und hole mir meine Absolution im Ablasshandel des politischen Kabaretts.
Ich hab mich mit ehemaligen BND spezialisten unterhalten wie solche „Fehlmeldungen“ von Massenvernichtungswaffen im Irak oder manchen(!) Massakern im Kosovo entstehen und sich aufrechterhalten in der Medialen und politischen Welt ganz OHNE anfängliche politische Verschwörungen oder Hintergedanken.
Wenn man sich den Spruch „alles ist von jemandem gesagt“ erstmal auf der Zunge zergehen läßt, ist die Inhaltslose Kritik nur die Pfütze des Eisberges namens Missinformation. Neben dem öffentlich diskutierten zu tiefen Ausschnitt der „unansehnlichen“ Grimassen-Kanzlerin oder den angeblich gefärbten Haaren des Exkanzlers, wirkt der reflexhafte Antiamerikanismus schon alltäglich tiefsinniger, oder?
Schwimmer gegen den Strom sollten nicht erwarten, das dieser alleine dadurch seine Richtung ändert.
ansonten: http://de.youtube.com/watch?v=9ZJT7b_QbE…
@Pandorra: Danke, den kannte ich noch nicht 😉
Da wieselking deine Frage wirklich schon vorzüglich beantwortet hat beschränke ich mich auf deinen letzten Satz – nämlich woher ich meine Meinung beziehe.
Eine Meinung bilde ich mir grundsätzlich nur dann, wenn ich auch über ausreichend Wissen zu dem Thema verfüge. Solange dem nicht so ist, beschränke ich mich auf lesen und zuhören. Der Meinungsbildungsprozess ist überaus komplex und braucht Information und Zeit. Und die sollte man sich auch nehmen. Zu schnell werden Meinungen gefällt – zu wenig wird nachgedacht, gehört und gelesen.
Meine eigene Meinung bilde ich mir aus dem was ich in Medien höre, Zeitungen und Büchern lese, mit Freunden bespreche und – vielleicht bin ich hier ein wenig zu sehr Frau – dem was ich instinktiv empfinde. Die eigene Meinung ist bei mir seltener eine unüberlegte, spontane Handlung – sie kristallisiert sich meist aus einem Kontext des Gehörten, Erlebten und Gesehenen heraus.
LG-P
@wieselking – hab auch noch eins – http://de.youtube.com/watch?v=k6Ps_MBXEd…
LG-P
D’accord zu Deiner Einschätzung. Es ist eben oft leichter, einfach dem mainstream hinterherzutrotten.Das erspart einem nicht nur mühselige Eigenrecherchen und zeitraubendes Lesen anstrengender Hintergrundinformationen, sondern hilft auch, sinnleeren Diskussionen mit Inhabern bereits gefasster Meinungen zu entgehen. Aus diesem Blickwinkel ist solches Verhalten wohl auch als opportunistisch zu bezeichnen.
Zweifeln? Ja, ständig – manchmal zum Verzweifeln 🙂 Selbst bei Themen, bei denen ich mir sehr sicher bin und mich für hinlänglich bzw. sogar gut informiert halte, stelle ich immer wieder fest, dass die Halbwertszeit jeder Information nur daran hängt, sie und nötigenfalls auch ihre Quelle wirklich auch überprüft zu haben. Meinungen bilden sich manchmal schneller, als es einem selbst bewußt wird – und sie sind bei allem Bemühen um Fakten nicht immer frei von Emotionen und pers. Befindlichkeiten … Gegen Meinungen alleine wäre ja nichts einzuwenden, allerdings verbergen sich dahinter nicht selten Urteile und / oder Voruteile, die dann die Meinung prägen. Selbst wenn jeder hierzulande gezwungen würde, den Vertrag von Lissabon (samt Appendix „Vertrag über die Arbeitsweise der Europäischen Union“) zu lesen und eine qualifizierte Handreichung dazu bekäme, welche Änderungen darin beinhaltet sind, habe ich meine Zweifel, dass das zu großen Meinungsänderungenn führen würde. Ich frage mich da nur, ob es purer Idealismus oder reine Ideologie ist, an eine mündige und aufgeklärte Mehrheit zu glauben – und bin immer wieder überrascht, dass es diese offenbar allen Unkenrufen zum Trotz doch gibt …