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Lange Jahre wurde die zeitgenössische spanische Architektur von Namen wie Ricardo Bofill, Luis Peña, Rafael Moneo oder Oriol Bohigas dominiert. Dass sich längst auch die jüngeren, um 1960 geborenen, Architekten Spaniens nicht zu verstecken brauchen und — aus mitteleuropäischer Perspektive — zu Unrecht noch missachtet werden, zeigt dieser Band über die zeitgenössischen jüngeren Architekten Spaniens von David Cohn. Der in Madrid lebende US-amerikanische Architekturkritiker, der unter anderem an der Yale und an der Columbia Univerity Architektur studierte, wählte für seine etwa 150 Seiten starke und mit zahlreichen Grafiken, sowie Schwarzweiss- und Farbabbildungen bereicherte Dokumentation 14 Architekturbüros aus allen Teilen Spaniens aus. Der Baseler Birkhäuser Verlag nahm das Buch in seine Reihe über die jungen Architekten einzelner Länder auf. Das Konzept des Buches ist klar: Vor der Präsentation der verschiedenen Büros und deren Hauptwerke mit ausführlicher Charakterisierung und Illustration erläutert Cohn in einem einführenden Aufsatz die Merkmale der zeitgenössischen und jungen spanischen Architektur. Dabei wird eines dieser Kriterien schon beim ersten Durchblättern des Bandes deutlich: Die fast extreme Klarheit und Reduktion der eingesetzten formalen Mittel. Diese Ästhetik, ohne Zweifel eine Reaktion auf vorangegangene und zuweilen neobarocke Historismen wie etwa bei Bofill kennzeichnet fast alle ausgewählten Bauten. Am extremsten erscheint diese kubische Schlichtheit bei den Bauten der Büros von María Fraile und Javier Revillo oder von Mansilla und Tuñon aus Madrid, bei Javier García-Solera und Alfredo Payá aus Alicante sowie bei Enric Batlle und Joan Roig aus Barcelona. Mit der entschiedenen Ästhetik der harten Linie und des rechten Winkels korrespondiert ein dezidiertes Bekenntnis zu den verwendeten Materialien: Glas, Stahl, Sichtbeton und Holz werden so eingesetzt, dass ihre stoffliche Qualitäten stets die Erscheinung der Form und der Konstruktion unterstreicht. So liegt David Cohns grosses Verdienst darin, durch diese Publikation unseren Blick auf die Lebendigkeit, Ästhetik und Qualität der jüngeren spanischen Architektur geschärft zu haben. –Dr. Ernst Seidl
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