Hätten das Volk die Nazis stoppen können, hätte es schon damals die Kultur des friedlichen Protests gegeben?
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Samstag, 10. April 2010, 05:49
Abgelegt unter: Regierung
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In der DDR ging es ja auch und in anderen Regimes. Unbewaffneter Widerstand hat z.B. auch 1999 die Welthandelskonferenz in Seattle gekippt.
Damals kannte man solche Massendemos ja noch nicht. Denkt ihr, das hätte was gebracht? Ich meine, wenn 50000 Leute durch Berlin marschiert wären, mit Plakaten „Hitler raus“, was hätte die Regierung denn machen können. Ich glaube, es hätte geklappt.
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‹(•¿•)Guckst du‹(•¿•)›
Schau dir mal die Wahlergebnisse von 1933 in Deutschland an….und was erkennst du? Die Mehrheit hatte Hitler gewählt…wer seine Wahl getroffen hat und mit Stimmmehrheit gewinnt warum soll der auf die Straße gehen und gegen die Regierung demonstrieren die er selber gewählt hat…ergibt doch wohl keinen Sinn oder?
Dein Vergleich mit der DDR und Welthandelskonferenz hingt gewaltig wenn du das zum Thema Nazis in Einklang bringst.
Du vergleichst hier A*schbacken mit Kuchenbacken oder anders gesagt Äpfel mit Birnen.
Nein, das glaube ich nicht. Man hätte ein paar mal mit den Panzern/Soldaten in die Menge geschossen und das wäre es dann mit dem Protest gewesen. Der Mann hatte keine Skrupel. Das Volk hatte Angst.
Im Widerstand zu kämpfen war ein gefährliche Beschäftigung die schlimmstenfalls tödlich endete und nicht zu vergleichen ist mit den heutigen Abi-kuschel-sich-toll-fühlen-Inis. Deutschland war damals im bitter bösen Krieg auf mehreren Fronten.
Die „Kultur des friedlichen Protests“ wurde erst mit der Etablierung der Menschenrechte, wie wir sie heute kennen, möglich und das auch nur in den westlichen Ländern.
In Seattle hat es geklappt, weil die Welt zusah. In der DDR hat es geklappt, weil das System zu dem Zeitpunkt ohnehin schon am Boden lag. Und weil die Welt zusah. Warum konnten sie die Mauer denn überhaupt bauen? Weil Kritiker in der DDR über lange Jahre zum Schweigen gebracht wurden; auf die ein oder andere Art.
In Nazi Deutschland hat niemand zugesehen. Es war ein Gewaltregime und wer den Mund aufmachte, der wurde zum Schweigen gebracht. Auf die ein oder andere Art. Da mußt Du erstmal 50000 Leute zusammenbringen, die bereit sind, an einem Strick zu ziehen.
zunaechst mal waere es damals nicht moeglich gewesen etwas in dieser groessenordnung zu organisieren. kein internet, keine computer…
und die nazis haetten nicht lange gefackelt, die leute haetten berlin nicht mal ereicht.
auch heute noch gibt es laender wo sowas nicht geht. siehe china, „platz des himmlichen friedens“, die sind mit panzern in die menge gefahren, egal ob kameras da sind und die welt zusieht.
auch die gesellschaftlichen grundlagen waren andere, die mehrheit der bevoelkerung war „volksschueler“, kaum bildung, schon gar nicht von politik. medien waren zentral gesteuert, siehe „volksempfaenger“
Ähm. Nein…Verkläre nicht die Vergangenheit.
Es gab zwar Widerstand, aber die Mehrheit der Bevölkerung stand voll hinter Hitler und vertraute ihm blind.
Viele haben erst nach dem Krieg begriffen, was wirklich da abging. Mach dir also keine falschen Vorstellungen.
In der DDR gab es auch keine KZ’s. Da wärst du nämlich gelandet, auch als friedlicher Protestant.
Der Fehler von Volk und Parlament war die Annahme, dass die Nazis nur eine „vorübergehende Erscheinung“ sein würden.
Als Gegenbeispiel wurden in China bei solchen Demonstrationen Unmengen Leute von Regierungssoldaten getötet.
Wie Satan Santa Claus bereits sehr richtig gesagt hat, stand damals die Mehrheit der Bevölkerung hinter Hitler und der NSDAP. Ausserdem hätte man es als Gegner in jener Zeit rein argumentativ nicht ganz einfach gehabt. Denn die Nazis hatten sich das ganz verdammt schlau ausgedacht. 1923 versuchte der damals noch ziemlich Junge Hitler zu putschen. Er dachte, dass man die Regierung der Weimarer Republik mit genügend Radikalismus und etwas Gewalt in die Knie zwingen könnte. Doch der Versuch missglückte kläglich. Hauptsächlich, weil die Weimarer Regierung zu jenem Zeitpunkt noch genug stark und widerstandsfähig war. Hitler und die anderen Haupt-Putschisten wurden angeklagt und zu (lächerlich kleinen) Gefängnisstrafen verurteilt. Hitler selber kriegte zusätzlich grosszügige Haftzeit-Erlasse, was dazu führte, dass er schliesslich nur noch gerade etwa 1 Jahr im Gefängnis verbrachte (in jener Zeit schrieb er ja auch „Mein Kampf“). Aus Hitlers Perspektive war dieser Gefängnis-Aufenthalt und der Missglückte Putschversuch das beste, was ihm passieren konnte. Er lernte nämlich daraus, dass sich Regierungen nicht einfach so mir-nichts-dir-nichts umstürzen lassen. Aus dieser Erkenntnis zog er den Schluss, dass, wollte er mit der NSDAP erfolgreich sein, er nur eine einzige Möglichkeit hatte: Er musste es irgendwie auf demokratischem Weg schaffen. Alleine der Fakt, dass andere wichtige NSDAP-Parteigrössen kurz nach dem Putsch erneut zu Märschen nach Berlin und Putschversuchen aufriefen, zeigt, dass sie offenbar nichts aus dem Erlebten gelernt hatten. Nachdem Hitler wieder raus kam, gab es einige Zeit Streit in der NSDAP, wie man die Macht denn nur erlangen wollte. Hitler schaffte es schliesslich, die Parteimitglieder auf seine Seite zu ziehen und sich durchzusetzen. Die Führungsspitze der NSDAP entschied sich also, die Herrschaft auf rein demokratischem, legalem Weg zu erlangen. Mit viel Propaganda, Hetze und allem, was dazu gehörte. Es musste einfach demokratisch sein. Und interessanterweise funktionierte die Strategie. Die Wahlergebnisse:
1928: NSDAP: 2,8%, SPD: 29,8%, KPD: 10,6%
1930: NSDAP: 18,3 (!!)%, SPD: 24,5% KPD: 13,1%
1932: NSDAP: 37,4 (!!)%, SPD: 21,6% KPD: 14,6%
5. März 1933: NSDAP: 43,9% SPD: 18,3% KPD: 12,3%
—> Zusammen mit den Mitte-Rechts bis Rechts-Parteien BVP, DDP, DVP und DNVP, die zusammen auf ungefähr 22% kamen, hatten die Nazis nun also eine satte Mehrheit. Und zwar sowohl im Volk, als auch im Reichstag.
Das landesweite Verbot der KPD, das noch im selben Jahr folgte, und das landesweite Verbot der SPD, welches Anfang 1934 erfolgte, waren so zu relativ einfachen Hürden geworden. Fakt ist: Die grosse Mehrheit der Deutschen liebte Hitler und seine Partei. Zwar hatte er Hindenburg ausserordentlich gedrängt, ihn zum Reichskanzler zu ernennen (was dieser vorher jahrelang vehement abgelehnt hatte), aber selbst dies verletzte die Demokratie nicht direkt. Die NSDAP war gerade deshalb so gefährlich geworden, weil sie die Demokratie per Salami-Taktik in eine Diktatur verwandelte. D.h. immer ganz kleine Schrittchen, die einzeln nicht weiter auffallen, sich gemeinsam jedoch kummulieren. Für Gegner des Nazi-Regims war das ein grosses Nachteil (und deshalb sagte ich oben „schlaue“ Strategie). Denn im Vergleich zu 1923 hatten sie keinen konkreten Grund, an dem sie Hitler hätten „aufhängen“, also beschuldigen können. Denn er hatte sich ja stets als braver, demokratischer Parteiführer gegeben. Und als die NSDAP dann Gründe lieferte, weshalb man sie klar als faschistisch einstufen konnte, war es für Gegner bereits zu später – da mussten die nämlich bereits schon alle im Untergrund arbeiten.
In der DDR war das alles ganz anders. Die grosse Mehrheit der DDR-Bürger war gegen Ende der DDR klar gegen die Regierung eingestellt. Alleine schon der Fakt, dass die SED offensichtlichen Wahlbetrug beging (denn bei Wahlergebnissen von „mit 99,1% wiedergewählt“ muss man automatisch davon ausgehen) stimmte die Bürger wütend und nachdenklich. Aus der damaligen Sicht gab es gute Gründe, sich gegen die DDR-Führung und das Establishment zu wehren. Aus der Sicht eines Menschen, der Anfang 30er-Jahren lebte, gab es das nicht (mit Ausnahme der Sozialdemokraten und Kommunisten).
@ Dr Eisendraht:
Nein, das stimmt historisch nicht. Denn es ist eine typische Sichtweise auf das ganze aus HEUTIGER Sicht. So war es jedoch nicht. Die Menschen haben damals nicht die Nazis gewählt, weil sie dachten „das ist eine vorübergehende Terrorgruppe“, sondern weil sie sie tatsächlich und ehrlich geliebt haben. Man glaubte ans tausendjährige Reich. Es war eigentlich sogar gerade das Gegenteil: Man hatte Angst davor, dass auch die Nazis nur eine vorübergehende Gruppierung sein könnten – wo sie doch so ein fast „ewiges“ Reich versprochen hatten. Man sollte Geschichte nicht verklären, indem man sie mit heutiger Abneigung betrachtet. Geschichte muss stets objektiv und neutral betrachtet werden.
@ Alex anders:
Und auch das stimmt nicht: Das Volk hatte keine Angst. Jedenfalls nicht vor den Nazis. Schliesslich hatte man sie ja gewählt. Selbstverständlich gab es Leute, die sehr wohl Angst vor ihnen hatten – die paar wenigen Regimegegner, die aktiv im Untergrund gegen die Diktatur gekämpft hatten. Sie hatten auch allen Grund, Angst vor den Nazis zu haben. Doch Herr und Frau Deutsch hatte damals ganz bestimmt keine Angst vor der eigenen Regierung. Auch nicht, als der Krieg schon ausgebrochen war. Man hatte vor ganz anderen Sachen Angst. Vor den Russen, den Engländern, davor, nichts mehr zu Essen zu haben etc. Die Regierung wurde vom Volk nicht als Feind, sondern als Verbündeten gesehen. Es gab keinen Grund, vor den Nazis Angst zu haben. Ganz besonders, weil zu dieser Zeit nur wenige Leute wirklichen wahrhaben wollten, was in den KZs wirklich geschieht. Und auch mit der Gestapo machte man als „richtiger Blutsdeutscher“ nie schlechte Erfahrungen. Es war ja nicht wie in Russland, dass die Regierung das eigenen Volk gejagt hätte. Sie jagte bloss die, die ihrem Feindbild entsprachen. Und als NSDAP-Wähler (also als grosse Mehrheit im Volk) war man damit überall fein raus. Es existierte kein Grund, Angst vor den Nazis zu haben.
Auch du solltest aufpassen, geschichtliche Ereignisse nicht aus heutiger Sicht zu betrachten. Es geht ja nicht darum, zu sagen, was moralisch gut ist und was nicht. Sondern darum, eine historische objektive Darstellung zu vermitteln.