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Pompeii ist eine wahre Müll- und Hundekrippe. Regelmäßig werden unwillkommene Welpen aus umliegenden Dörfern und Städten über die Zäune in eine ungewisse Zukunft geworfen, heißt es in Helmut Kraussers grandios erzählten Roman: man muss dankbar dafür sein. Denn früher wären unwillkommene Welpen im rauen Neapel ohne viel Federlesens einfach erschlagen oder im nächsten Teich ersäuft worden. Mit viel Sensibilität und zahlreichen Pfotennoten versehen erzählt Krausser in seiner Geschichte Die wilden Hunde von Pompeii die ungewisse Zukunft dieser ungeliebten Tiere nach — allen voran die Geschichte eines Hundes namens Teekanne, der von starker Sympathie zu Calista ergriffen ist, die ihr Bettlerdasein sich selbst und den Touristen mit einer Blume im Maul schmackhaft zu machen sucht. Der grausame Bandenführer Ferox gehört zur Meute der Figuren ebenso dazu wie der ewig hungrige Saxo, Grippi, dem ein Liebesbann anhaftet, und Max, der längst verstorben ist. Verfremdete Fotobilder echter Streuner bereichern den Band — ebenso wie das Märchen von Vesuvius und Vesuvia, das ein Gastbeitrag von Walter Moers ist. Und es gibt, merkt euch das, keinen Schrecken, in dem nicht irgendwo eine Liebesgeschichte wohnt, heißt es in Die wilden Hunde von Pompeii. Und so ist es natürlich auch im Roman, der sprachlich wieder einmal genauso eigenwillig und von der Erzählperspektive ebenso ungewöhnlich wie die anderen Bücher Kraussers ist — allen voran UC, Schmerznovelle oder der musikalische Abgesang an die fantastische Maria Callas, Der große Bagarozy, in der ja schließlich der Teufel selbst in Pudelgestalt auftrat. Die wilden Hunde von Pompeii jedenfalls ist eines der herausragenden und ungewöhnlichsten Bücher dieses Herbstes. Unbedingt lesen! –Stefan Kellerer
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