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Weisheiten – Geschichten
Glück oder Pech ?
Eine chinesische Geschichte erzählt von einem alten Bauern, der ein altes Pferd für die Feldarbeit hatte. Eines Tages entfloh das Pferd in die Berge, und als alle Nachbarn des Bauern sein Pech bedauerten, antwortete der Bauer: „Pech? Glück? Wer weiß?“
Eine Woche später kehrte das Pferd mit einer Herde Wildpferde aus den Bergen zurück, und diesmal gratulierten die Nachbarn dem Bauern wegen seines Glücks. Seine Antwort hieß: „Glück? Pech? Wer weiß?“
Als der Sohn des Bauern versuchte, eines der Wildpferde zu zähmen, fiel er vom Rücken des Pferdes und brach sich ein Bein. Jeder hielt das für ein großes Pech. Nicht jedoch der Bauer, der nur sagte: „Pech? Glück? Wer weiß?“
Ein paar Wochen später marschierte die Armee ins Dorf und zog jeden tauglichen jungen Mann ein, den sie finden konnte. Als sie den Bauernsohn mit seinem gebrochenen Bein sahen, ließen sie ihn zurück. War das nun Glück? Pech? Wer weiß?
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Eine sehr schöne, weise Geschichte…
Jedes Ding, jedes Ereignis hat zwei Seiten – aber da wir nicht in die Zukunft blicken können (Glück? Pech? Wer weiß…), sehen wir meistens nur die naheliegenste Seite.
Diese Geschichte ist mir auch schon seit langer Zeit bekannt. Ich kenne sehr viele Geschichten und Gedichte aus dem alten China, besonders aber die Übersetzungen vom chinesischen ins deutsche von Richard Wilhelm. Ich bringe diese „Weisheiten“ auch meinen thailändischen – und auch z.T. aus China stammenden – Studenten bei. Das Erstaunen ist immer groß, wenn ich, ausgerechnet als Deutscher, in Thailand solche Geschichten erzähle.
Mit solchen Geschichten könnte man sicherlich auch manchen Europäer zum Nachdenken bringen.
Mir wenigstens hat es viel gegeben.
MfG
Nokuhu
Zum Beispiel die Geschichte über Kunst und Natur:
Das Maulbeerblatt
Ein Mann aus Sung machte für seinen Fürsten ein Maulbeerblatt aus Nephrit. Drei Jahre brauchte er, bis es fertig war. Mit spitzem Messer war es geschnitzt, und Rippen, Stiel und alle feinsten Äderchen waren sorgfältig und dabei doch glatt ausgeführt, so daß, wenn es unter wirkliche Maulbeerblätter gemischt wurde, man es nicht herausfinden konnte. Dieser Mann wurde daraufhin wegen seiner Geschicklichkeit in Sung auf Staatskosten unterhalten.
Der Meister Liä Dsi hörte davon und sprach: „Wenn die Natur bei der Erzeugung der Geschöpfe alle drei Jahre nur Ein Blatt fertigbringen würde, so gäbe es wohl wenig Dinge mit Blättern.
Darum vertraut der Berufene auf die Gestaltungskraft des SINNS und nicht auf Weisheit und Geschicklichkeit.“
Die Geschichte:
Der knorrige Baum
Meister Ki vom Südweiler wanderte zwischen den Hügeln von Schang. Da sah er einen Baum, der war größer als alle andern. Tausend Viergespanne hätten in seinem Schatten Platz finden können.
Der Meister Ki sprach: „Was für ein Baum ist das! Der hat gewiß ganz besonderes Holz.“
Er blickte nach oben, da bemerkte er, daß seine Zweige krumm und knorrig waren, so daß sich keine Balken daraus machen ließen. Er blickte nach unten und bemerkte, daß seine großen Wurzeln nach allen Seiten auseinandergingen, so daß sich keine Särge daraus machen ließen. Leckte man an einem seiner Blätter, so bekam man einen scharfen, beißenden Geschmack in den Mund; roch man daran, so wurde man von dem starken Geruch drei Tage lang wie betäubt.
Meister Ki sprach: „Das ist wirklich ein Baum, aus dem sich nichts machen läßt. Dadurch hat er seine Größe erreicht.
Oh, das ist der Grund, warum der Mensch des Geistes unbrauchbar für das Leben ist.“
Ein Gedicht von Han Shan Shih:
Hast du Wein, dann hole mich zum Trinken
Wenn ich Fleisch habe, lade ich dich zum Mahle
Über kurz oder lang müssen wir alle zu den Gelben Quellen*
Drum wollen wir uns Mühe geben so lang wir jung und stark
Juwelbesetzte Gürtel glitzern nur kurze Zeit
Goldene Haarnadeln bleiben nicht lange schmuck
Gevatter Chang und auch die alte Dame Cheng
Verschwanden einst und niemand hörte mehr von ihnen.
* Die „Gelben Quellen“ sind das „Totenreich“ des chinesischen Volksglaubens.
Ich denke der Versuch, nicht vorschnell zu urteilen und erst abzuwarten, ob ein Vorfall nicht doch etwas bringt ist zwar manchmal durchaus zutreffend, aber wohl schwer umzusetzen.
Wenn der Bauer seinen verletzten Sohn zu einem Spaziergang mit nimmt, dabei abrutscht und in einem Fluss ertrinkt aus dem der Sohn ihn hätte retten können wird man den Vorteil erst abwarten müssen 😉
aber eine schöne Geschichte, die einem vielleicht im rechten Moment auch mal die Ruhe bewahren lässt, bevor mal alles verteufelt 🙂 ich werd sie mir merken…
Das ist die typisch konfuzianische Lebenseinstellung, die in China weit verbreitet ist.
Negativ ist, dass wenn man alles als Gegeben ansieht, man wenig Engagement z.b. in Richtung einer demokratischen Gesellschaft entwickeln kann, sich also auch von den Mächtigen alles gefallen lässt, es als höheres Schicksal annimmt.
da gibt so weisheiten: zb
1 es gibt kein licht ohne schatten und kein schatten ohne licht
2alles wass gut ist hat wo eine negative seite
3kein glück ohne pech
bei seinem pech folgte immer das positive gegenstück!
glück im unglück einfach
Das ist eine gute Geschichte, weil sie in jedem Glück die Wurzel für ein mögliches Unglück und in jedem Unglück für ein mögliches Glück sieht; oder Vor-/Nachteil-
mfG gw38
Tja , ein sehr weiser Mann dieser Chinese. Es kommt im Leben alles so , wie es kommen muss und uns Menschen steht es oftmals nicht zu, einfach so zu urteilen.
Der Bauer war wohl ein ziemlicher Einfaltspinsel.
ich finde die geschichte moraltriefend und langweilig
sehr toll die weisheit 🙂
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