Antifaschismus Island?
Montag, 5. April 2010, 11:55
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Hi!
Heute habe ich einen Artikel in der Zeitung gelesen, in der Hendryk Broder gesagt hat, dass Island und Schweiz die einzigen Länder sind, in denen Faschismus unmöglich ist. Da ich selbst Vollblutschweizerin bin, weiss ich, dass Antifaschismus bei uns an der Tagesordnung steht, da wir sehr demokratisch sind. Aber wieso ist Faschismus in Island nicht möglich?
Glg Sandra


4 Kommentare bisher • RSS-Feed für KommentareTrackBack URI

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  • Yakito sagt:

    Nun, als Geschichtsstudent und ebenfalls Schweizer muss ich dir bezüglich der Schweiz bis zu einem gewissen Punkt widersprechen. Es stimmt zwar durchaus, dass die Schweiz ein ausgeklügeltes, politisches System besitzt, in dem es grundsätzlich immer um Kompromisse geht. Eine Alleinherrschaft zu erlangen, ist deshalb sehr schwierig. Trotzdem zeigt uns die Geschichte unseres Landes jedoch etwas völlig anderes auf. Und tatsächlich müssen wir diese heere Sage der ewig-währenden, schweizerischen Demokratie und Unschuld wohl eher als eine nationale Lüge bezeichnen. Denn bereits in den 90er Jahren wurde von verschiedenen Historikern, darunter dem berühmten Guy Marchal aufgezeigt, dass die Zeit vor und während dem zweiten Weltkrieg auch in der Schweiz klare faschistische Tendenzen aufwies. Die Tatsache, dass sich die Schweiz einerseits als heiles, rechtsstaatliches Land brüstete und gleichzeitig während dem Krieg zehntausende Juden an der Grenze zurück nach Deutschland wies, IM WISSEN, dass diese dort ermordet werden würden, ist bloss ein Fakt, der uns über unseren Nationalstolz genauer nachdenken lassen sollte. Zusätzlich pikant ist diese Tatsache auch deshalb, weil die Schweizer Regierung über Jahrzehnte hinweg versucht hatte, diese Dinge zu vertuschen (ähnlich wie die Fichen in den 60er und 70er Jahren). Auch wenn man die Landi vom Sommer 1939 studiert, kommt man zum Ergebnis, dass dort nicht nur Patriotismus (was ja okay wäre), sondern durchaus auch klarer Nationalismus und teilweise auch National-sozialismus propagiert wurde. Viele wichtige und berühmte Schweizer jener Zeit waren klar Pro-Deutsch eingestellt.
    Doch auch heutzutage sind wir noch lange nicht gegen Faschismus gewahrt. Alleine die Tatsache, dass die Rütliwiese jedes Jahr von hunderten Glatzköpfen „erobert“ wird, stimmt mich sehr nachdenklich. Noch mehr aber, dass unsere Regierung entweder nichts dagegen tun WILL, oder dann UNFÄHIG ist, dies zu tun. Beides wäre sehr peinlich, ersteres zusätzlich erschreckend. Und – ob es dir passt oder nicht – auch die SVP, die sich in den letzten Jahren mit Oberführer Blocher klar radikalisiert hat, positioniert sich mittlerweile an einem Ort, an dem es sehr heikel wird. Ich sage zwar nicht, dass sie eine faschistische Partei sei, doch wenn man Menschen anderer Nationalität und Hautfarbe Landesweit auf Plakaten als schwarze Schafe, diebische Raben und mittlerweile ja sogar sinngemäss als Terroristen darstellt, ist dies klar rassistisch. Und das ist sie. Die SVP ist zu einer rassistisch-nationalistischen Partei geworden, die ihre Slogans so gut rüber bringen kann, dass sie die 30% Spiessbürger in unserem Land als wählbar erachten. Faktum bleibt damit jedoch trotzdem, dass sie sich hier auf einer sehr, sehr heiklen Linie bewegt.
    Es gibt sogar Historiker, die der Schweiz ein GRÖSSERES Risiko des Rechtsradikalismus zuweisen, als den umliegenden europäischen Staaten. Die Erklärung liegt auch relativ nahe: In Deutschland z.B. wissen die Leute ganz genau, was Nationalsozialismus bedeutet. Auch wenn nur noch sehr wenige Augenzeugen leben, haben sich Hitler und die Nazis in die Volksseele eingebrannt. Und das ist gar nicht so schlecht. Denn so vergessen die Menschen nie, dass sowas nie wieder passieren darf. Umgekehrt haben wir Schweizer den Krieg nur am Rande erlebt. Die Schweiz hat Hitler und seinen Schergen Waffen und Panzer verkauft und damit ein grosses Geschäft gemacht. Doch es gab bei uns nie KZs. Es gab bei uns nie Judentransporte oder grösser angelegte Progrome. Und gerade deshalb scheinen wir Schweizer auch heute noch mit der Erkenntnis, wie schlimm Faschismus tatsächlich ist, dem restlichen Europa hintendrein zu sein.
    Was Island anbelangt: Dort kenne ich die Situation zu wenig genau, um sie hier im Detail zu beschreiben. Tatsache ist jedoch, dass Island zusammen mit den anderen skandinavischen Ländern und der Niederlande zu den fortschrittlichsten Ländern der Welt gehört. Und deshalb würde es mich auch nicht erstaunen, wenn die Isländer sehr sensibilisiert wären, was dieses Thema angeht und sich gut vor eventuellem Faschismus zu schützen und verteidigen wissen. Und wenn es nur um dumme Halbstarke geht, die Hakenkreuze auf den Jacken tragen.

  • erhardgr sagt:

    Island ist ein kleines Land mit einer vergleichsweise geringen Bevölkerung. Außerdem grenzt es an kein anderes Land und hat einen hohen Lebensstandard vor allem wegen der vielen unerschöpflichen heißen Quellen. Da ist keine Grundlage für Faschismus gegeben.
    Bei der Schweiz wäre ich mit da nicht so sicher. Ist nicht der „Kantönlisgeischt“ schon der Anfang von Faschismus?

  • kafri sagt:

    dass es in der schweiz keinen faschismus gegeben hätte, ist eine fromme sage, man könnte fast sagen lüge, die man den zu spät geborenen auftischen konnte, um damit eigene unzulänglichkeiten zu vertuschen.
    heute: jeder rechtskonservativismus, wie es ihn überall gibt, und auch stark in der schweiz, touchiert, oder besser gesagt, schrammt entlang dem faschismus, da eine exakte grenze zu ziehen, ist unmöglich.
    daß in island kein faschismus möglich ist, oder war, habe noch nie etwas darüber gehört, positiv oder negativ.

  • encore sagt:

    Faschismus is immer möglich wenn du gut genug bist kannst du jede verfassung außer kraft setzen



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