Integrationsdebatte, hat Erdogan den Kurden eine Steilvorlage geliefert?
Freitag, 9. April 2010, 16:44
Abgelegt unter: Regierung

Ungewollt hat Erdogan den Kurden Munition für ihre Forderungen geliefert. „Er will für die fast drei Millionen Türken in Deutschland muttersprachlichen Unterricht erkämpfen“, sagt Kurdenpolitiker Ahmet Türk. In der Türkei, sagt er, leben mehr als fünfmal so viele Kurden, und für sie ist muttersprachlicher Unterricht an Gymnasien oder Hochschulen verboten. „Das kurdische Volk beobachtet Erdogans Äußerungen über Assimilierung“, sagt Türk, „aber er redet in Deutschland anders als in der Türkei. Wir werden nun unseren Kampf gegen die Assimilierungspolitik mit demokratischen Mitteln verstärken.“ UMFRAGE.Umfrage
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Aktuell: 1270 Stimmen Es sei „gesellschaftliche Schizophrenie“, von anderen Ländern zu fordern, was die Türkei selbst nicht zu tun bereit sei, meint der Politologe Dogu Ergil, ein Kenner des Kurdenproblems. Ein solches Problem gibt es in der Türkei offiziell freilich nicht, nur ein Armutsproblem im Südosten des Landes, das gelöst werden müsse – keine Rede von muttersprachlichem Schulunterricht als Lösungsansatz für den Konflikt.
Nicht nur die Kurden sind massivem Assimilierungsdruck ausgesetzt. Auch die Religionsgemeinschaft der Aleviten wird im eigenen Land so behandelt, als gebe es sie nicht. Sie sind nicht als Religionsgemeinschaft anerkannt, können daher, anders als Sunniten, keine vom Staat finanzierten Gebetshäuser betreiben. Ihre Kinder sind bislang gezwungen, am Religionsunterricht der staatlichen Schulen teilzunehmen – dort wird nur eine sunnitische Version des Islam verbreitet.
Aleviten werden in der Türkei systematisch unterdrückt.
Eine Klage gegen diesen Unterrichtszwang hatte im vergangenen Jahr vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte Erfolg; die türkische Regierung will nun im Rahmen einer neuen Verfassung das Problem dahin gehend lösen, dass der Religionsunterricht thematisch ausgeweitet werden soll. Nicht nur sunnitischer Islam, sondern die drei großen monotheistischen Religionen sollen gelehrt werden. Außerdem soll es für Aleviten künftig im Prinzip möglich sein, auf Wunsch in ihrer Religion unterrichtet zu werden, wenn genügend Nachfrage vorhanden ist. Seit 2006/7 wird der alevitische Glauben in türkischen Lehrbüchern zumindest erwähnt, deren konkrete Glaubenspraxis aber nicht erläutert.


2 Kommentare bisher • RSS-Feed für KommentareTrackBack URI

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  • Dietmar I sagt:

    Was willst Du Fragen ? Du lieferst Dir doch direkt die Antworten mit.

  • Ede W sagt:

    Die Quittung bekommt er gerade,
    der Oberste Gerichtshof will seine Partei verbieten.
    Das wäre dann das 2.X das er aus der Politk fliegt.



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