Hat Erdogan die Mittlerrolle der Türkei endgültig verspielt?
Freitag, 9. April 2010, 11:02
Abgelegt unter: Regierung

Selten hat sich ein ernst zu nehmender Akteur auf der Bühne der Weltpolitik so rasch ins Abseits manövriert wie der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan.
Nach seinem unbeherrschten Auftreten auf dem Weltwirtschaftsgipfel in Davos folgten die verheerenden politischen Konsequenzen.
Die israelische Außenministerin Tzipi Livni forderte Erdogan öffentlich auf, “Israel zu respektieren, trotz der Demonstrationen auf den Straßen”. Das war ein Hinweis auf die zahlreichen, massiven Demonstrationen in der Türkei gegen Israel,
teilweise geschürt durch Erdogans erstaunlich aggressive Rethorik gegen den Judenstaat den letzten Wochen
(“Allahs Strafe wird über Israel kommen”).
Die Türkei, so sagte Livni dennoch, sei ein “strategischer Partner” und noch sei es möglich, die Beziehungen zu “reparieren”.
In Wirklichkeit
gibt es nach Meinung führender Diplomaten in Livnis eigenem Außenministerium nichts mehr zu reparieren
– das Porzellan ist zerschlagen.
Die Zeitung “Jerusalem Post” zitierte “einen führenden diplomatischen Funktionär” mit den Worten: “Erdogan hat als “ehrlicher Makler” alle Glaubwürdigkeit verloren.
So lange er der Regierungschef des Landes ist, hat die Türkei keinen Platz in Friedensverhandlungen oder Diskussionen.
Sie ist kein vertrauenswürdiger Partner mehr.
” Ein “strategischer Partner” bleibt die Türkei nur insofern, als man in Israel die stabilen und berechenbaren Beziehungen zum türkischen Militär sehr schätzt und getrennt betrachtet.
Der türkische Generalstab,
ohne Erdogan,
da eh mächtiger als Dieser,
beeilte sich denn auch, zu erklären, bei der Armee habe sich hinsichtlich der Beziehungen zu Israel nichts geändert.
Mit Befremden betrachten manche Beobachter auch Erdogans neueste Herangehensweise an die Definition von “Terrorismus”. Hamas und Hisbollah sind keine Terrorgruppen, sagt er öffentlich, und fordert die USA auf, ihre Terror-Kategorisierungen zu ändern. Erdogan hat dabei ein halbes Argument: Hamas und Hisbollah haben breiten Rückhalt im Volk und könnten (wenn man ihnen vertrauen möchte) verantwortungsbewusste politische Akteure werden, wenn man sie anerkennt.
Es ist nur ein halbes Argument, weil man genau dasselbe auch über die kurdische PKK sagen könnte. Da aber klagt die Türkei, dies sei eine Terror-Organisation, gegen die der Westen nichts unternimmt. Zu verstehen, welche politischen Werte solchen Doppelstandards in Erdogans Türkei zugrunde liegen, das wird den Akteuren im Nahen Osten Hinweise darauf geben, wie weit man Ankara vertrauen kann, und wo die Türkei wirklich steht.


9 Kommentare bisher • RSS-Feed für KommentareTrackBack URI

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  • nerone sagt:

    Quatsch: Erdogan hat (gegen die Interessen seiner Militärs) eine viel versprechende Friedensinitiative lanciert. Einem Ministerpräsidenten das Wort zu entziehen, weil er essen gehn will, ist nicht nur unanständig und beweist die absolute Absenz von Manieren und die grossartige Auswahl der läppischen „Moderatoren“. Perez plärrte 20 Minuten in der Gegend rum. Hinterher „entschuldigte“ sich WEF-Gründer Klaus Schwab (bitte nehmt den doch zurück nach Deutschland, wir wollen diesen millionenschweren labernden Steuerflüchtling nicht mehr in der Schweiz haben.) bei Erdogan. Heuchlerisches Getue.
    + ja, die Türkei hat ein Militärabkommen mit Israel, das wohl weiterhin besteht. Darum ist die Türkei durchaus ein ernst zu nehmender Mediator.
    Aber ihr müsst ja die Türkei, die Muslime und den Islam generell zum „Terroristen“ stempeln, man braucht eben seine „Feindbilder“.
    Hört doch auf mit dem Türken-bashing und dem Terror-Theater. Die einzigen Terroristen sind diese (WEF-)Manager und Teilnehmer und Banker und anderen Pfeffersäcke und Wichtigtuer. die haben mehr Schaden angerichtet (und werden es rücksichtslos weiterhin tun) als alle „Terroristen“ des Orients.

  • Jacques L sagt:

    Mit befremden lese ich deine pseudo-frage.
    Der zionist peres hat einen wirtschaftsgipfel missbraucht,um eine unerhörte propaganda rede zu halten,wo er die israelischen verbrechen in gaza verherrlicht hat.
    Als erdogan antworten wollte ,ist ein unflätiger moderator ihm auf skandalöse weise ins wort gefallen.
    Dass das türkische militär privilegierte beziehungen zum schurkenstaat israel unterhält ist ein anderer skandal,der hoffentlich schleunigst ein ende findet.

  • Tirofijo sagt:

    Es gibt kaum zwei Länder, die offiziell und inoffiziell, auf politischer, militärischer, geheimdienstlicher und wirtschaftlicher Ebene so eng zusammen arbeiten, wie die Türkei und Israel. Die Türkei war nie ein Mtitler, das ist ein Journalistenmärchen. „Kurden“ dürften als Stichwort ausreichen.
    Aber Erdogan muss halt seine Wähler hinter sich bringen. In der Türkei gibt gerade ganz schön Zoff zwischen Kemalisten und Ismlamisten.

  • Cornelia sagt:

    Er hat sie gefestigt. Wenn er die Rede einfach geschluckt hätte, wär er bei den Muslimen dieser Welt unten durch. Man braucht ihn aber, um Kontakt mit den Israelis zu halten und die Islamisten in Schach zu halten. Er hat die Mittlerrolle bestimmt nicht verspielt.

  • Serena la serpiente sagt:

    Erdogan hat sich völlig richtig verhalten. Peres und den Moderator, die Initiatoren dieser Propaganda-Posse, hätte man direkt nach Israel oder Den Haag ausweisen müssen. Aber die Schweiz ist schwach und auf diesem Auge halbblind.

  • aprilsch sagt:

    OK: Mal eine blöde Gegenfrage:
    Wo ist deine Frage? Ich sehe nur einen ellenlangen Text, den du wahrscheinlich irgendwo rauskopiert hast.

  • Bernard sagt:

    ..irgendwo Artikel abzuschreiben, ergibt noch keine Frage ..ich sehe jedenfalls keine , sondern nur langatmige “ Erklärungen “ …was wolltest du denn wissen ( wenn überhaupt ) ?

  • Mutter Schagalla sagt:

    Erdogan ist kein Vermittlertyp sein Hang zur Polarisierung ist übermächtig.!

  • Jeff Seng sagt:

    Sehr schöne Propaganda.
    Dürfte ich nach der Quelle fragen?
    Wenn sich das wirklich so abgespielt hat, so hat der Moderator in Davos versagt.
    Erdogan hat das türkische Volk aufgefordert, keine anti-israelischen Parolen zu schreien.
    Die PKK hat die Kurden hinter sich, nicht ganze 71 Millionen Menschen, die Bevölkerung der Türkei.
    Es bezeichnet niemand, bzw. bezeichnete die USA als Terrororganisation, wobei diese das Wort Frieden im Wörterbuch nachschlagen müssen…
    „So lange er der Regierungschef des Landes ist, hat die Türkei keinen Platz in Friedensverhandlungen oder Diskussionen.
    Sie ist kein vertrauenswürdiger Partner mehr.“
    Befindet sie sich im Krieg?
    Es wäre nur wünschenswert, wenn man von einem Staat wie Israel abstand halten würde….



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