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Hannover (dapd). Seit Februar setzt Hannovers Polizei bei der Verbrechensaufklärung auch auf das soziale Netzwerk Facebook. Das für diesen Zweck nutzbare Potenzial sei ihm erst nach einem Vorfall in seiner Heimatstadt Gummersbach so richtig bewusst geworden, sagt der Ideengeber für das Projekt, Hannovers Polizeipressesprecher Stefan Wittke. Ein besorgter Vater habe seinerzeit auf seiner Facebook-Profilseite geschrieben, dass seine Tochter vermisst werde. Kurz darauf seien bei der Polizei sehr viele Hinweise eingegangen.Schon länger beobachten die Hannoveraner Polizisten die zunehmenden Aktivitäten auf Facebook. „Gerade junge Menschen kommunizieren dort unfassbar viel miteinander“, sagt Wittke. Da habe sich die Frage gestellt, „warum sich nicht in diese Kommunikation mit einklinken?“. Daraufhin sei vor sechs Monaten nach Absprache mit dem niedersächsischen Innenministerium der Versuch mit einer eigenen Facebook-Seite der Polizei gestartet worden, dessen Testphase nun endet.“Auf der Seite veröffentlichen wir eine Auswahl von Pressemeldungen und Fahndungsaufrufen“, sagt Projektleiter Wittke. Mehr als 26.000 Nutzer haben mittlerweile das Profil mit der Funktion „Gefällt mir“ angeklickt und bekommen so automatisch die Neuigkeiten der Polizei Hannover mitgeteilt. Diese können die Nachrichten dann wiederum teilen, so dass ihre Facebook-Freunde ebenfalls die Nachrichten der Polizei sehen.“Schon mit dem zweiten Zeugenaufruf haben wir laut Facebook etwa eine Millionen Menschen erreicht“, sagt Wittke. Gerade junge Menschen würden auf Fahndungsaufrufe bei Facebook eher aufmerksam als durch andere Medien. Mithilfe der Fahndungsaufrufe über Facebook wurden laut Wittke bereits acht Fälle aufgeklärt. Durch die Verbreitung über soziale Netzwerke erhöhe sich auch der Fahndungsdruck. „Es ist schon etwas anderes, wenn ein Straftäter sein eigenes Bild als Fahndungsfoto auf dem Handy sieht“, sagt Wittke. Mehrfach hätten sich Personen selbst gestellt.Der Arbeitsaufwand zur Pflege des Facebook-Auftritts sei mit etwa einer Stunde pro Tag kaum der Rede Wert. Bis das Innenministerium das Pilotprojekt ausgewertet hat, soll die Seite vorerst weiterlaufen. Die Ergebnisse werden mit Spannung erwartet. „Wir haben Anfragen von Polizeistellen aus dem ganzen Bundesgebiet“, sagt Wittke.Doch das Facebook-Engagement von Behörden ist nach Ansicht von Datenschützern nicht ganz unproblematisch. Da Facebook-Daten über Server außerhalb Deutschlands laufen, können die USA Daten der Nutzer der Fan-Seite der Polizei einsehen, sammeln und auswerten. Auch wenn er die Polizeiarbeit auf Facebook im Wesentlichen befürwortet, sieht Netzaktivist Markus Beckedahl vom Blog netzpolitik.org diesen Punkt kritisch: „Man würde ja auch nicht wollen, dass jemand seinen Briefverkehr mit der Polizei liest.“Die Polizei Hannover ist sich der Problematik bewusst und hat ihre Nutzer auf der Facebook-Seite über das Thema informiert und zur Diskussion gestellt. Es sei nicht alles optimal mit Facebook, sagt Wittke. „Wir haben so manche Kröte schlucken müssen.“ Der Datenschutzaspekt werde mit Sicherheit in die Bewertung des Ministeriums einfließen. „Wenn es sich erweist, dass es rechtlich nicht haltbar ist, dann werden wir auch nicht weitermachen.“Bei den Facebook-Nutzern stößt das Engagement der Polizei Hannover bislang auf breite Zustimmung. Einer der mehr als 300 überwiegend positiven Kommentare zur Datenschutzdiskussion lautet: „Wenn nur ein einziger Fall aufgrund eurer FB-Seite aufgeklärt wurde, hat es sich schon gelohnt.“dapd
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