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Berlin (dapd). Das Flugzeug kommt zu früh, der Papst schreitet über die Treppe, der Papst betritt deutschen Boden, die First Lady trägt Grau: Diese Nachrichten hat die Welt am Donnerstagmorgen sofort, zeitgleich zum Geschehen erfahren – ob sie wollte oder nicht. Grund dafür sind nicht nur die zahlreichen Live-Übertragungen im Fernsehen, auch auf Twitter, Facebook und Co. ist der Papstbesuch ein Topthema. Nahezu in Echtzeit wird zu den Ereignissen getwittert, gepostet, geliked und kommentiert. Seit Tagen berichten Menschen der ganzen Welt offenherzig, was vor ihrer eigenen Haustür passiert und stellen ihre Meinung zum Besuch des Pontifex ins Netz.Besonders die zahlreichen Sicherheitsmaßnahmen, die das gewohnte Leben beeinträchtigen, sorgen im Netz der unbegrenzten Möglichkeiten für reichlich Gesprächsstoff. Eifrig zwitscherten die Berliner in den vergangenen Tagen und Stunden über Scharen von Polizisten, abgesperrte Straßen, Informationsflyer der Polizei und Fernster, die geschlossen bleiben müssen. In ihren Tweets beweisen die an Limousinen und Polizei-Eskorten gewöhnten Hauptstädter Humor: „Vorgestern wurde meine Straße für den Papstbesuch hübsch gemacht. An den Bäumen wurde Unkraut entfernt. Sauber!“, schrieb ein Nutzer bei Twitter. Ein anderer scherzt: „Leute, nutzt die Zeit & macht Blödsinn in diesem Internet. Werden heute nicht beobachtet.“Auch der Besuch des Pontifex im Bundestag und die deutschen Politiker werden mit Hingabe durch den Kakao gezogen. An die Wahlniederlage der FDP anknüpfend, zwitscherte ein junger Mann: „Der Papst kommt heute in den Bundestag, um der FDP die letzte Ölung zu geben.“. Ein anderer schrieb: „Der Papst will doch im Bundestag nur sein Versprechen einlösen, immer da zu sein, wo das Elend am größten ist…“Aber auch an ernsten Meinungsäußerungen über den Besuch im Bundestag mangelt es nicht. Einige erinnern die im Grundgesetz verankerte Trennung von Kirche und Staat, andere kontern mit der Religions- und Meinungsfreiheit. Eine Vielzahl der Twitterer lässt jedoch am Papst kein gutes Haar. Als „Darth Benedikt“, „asolutistischer Monarch“ und „Großinquisitor“ wird das katholische Kirchenoberhaupt betitelt, nur Wenige bekunden bis Donnerstagmittag bei Twitter ihre Sympathie.Anders sieht das schon auf der offiziellen Facebook-Seite des Papstes zum Deutschlandbesuch aus. Dort überwiegt die Freude über die Ankunft des Kirchenoberhauptes, über 3.800 Menschen gefällt die Seite. Eine aufgeregte Anhängerin postet voller Freude am Donnerstagmorgen: „Sind live dabei, freuen uns schon sehr, auch meine dreijährige Tochter ist schon ganz aufgeregt.“Auch die Kritiker des Besuchs haben sich bei Facebook aufgestellt. Die Seite „Der Papst kommt“, die unter anderem von den JuSos und zahlreichen Schwulen- und Lesbenorganisationen unterstützt wird, gefiel am Donnerstagmittag über 2.600 Menschen. Einer der Nutzer kommentierte nach Ankunft des Pontifex: „Jemand, der die Macht hat (und sie nutzt) so vielen Menschen so unvorstellbar dumme Flausen in den Kopf zu setzen, sollte NICHT vor dem Bundestag reden dürfen. ´Staatsoberhaupt´ hin oder her.“Was heute Berlin ist, ist morgen Etzelsbach, Erfurt und Freiburg. Auch dort wollen die Internetnutzer das Großevent „Papstbesuch“ nicht einfach an sich vorbeiziehen lassen. Im Gegenteil: „Bin ganz enttäuscht, weil ich auf dem Weg zur Arbeit nicht von der Polizei durchsucht wurde“, twitterte eine Frau am Donnerstagmittag aus Thüringen.dapd
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